Wefensleber Nein zur Erweiterung des Tagebaus ist wohl unerheblich

Wefensleben, den 21.10.2021
Die Wienerberger GmbH als in Wefensleben ansässiger Ziegelsteinproduzent hat die nächsten Schritte zur Tongrubenerweiterung veranlasst. Der Rahmenbetriebsplan durchläuft derzeit die Räte der betroffenen Gemeinden. Diese zieren sich bei der Zustimmung. Wefensleben hat sie gar verweigert.

 

Das Ziegelwerk in Wefensleben bezieht den für die Produktion seiner Steine nötigen Rohstoff aus der hauseigenen Tongrube gut einen Kilometer vom Werk entfernt. Sie befindet sich ziemlich genau im Schnittpunkt der vier Gemeinden Wefensleben, Ummendorf, Völpke und Sommersdorf. Spätestens mit der angedachten Erweiterung des Tontagebaus tangiert dieser auch die genannten Orte, weshalb die Kommunen in dem Vorhaben ein Wörtchen mitzureden haben, wenngleich ein weitgehend unerhebliches, wie es scheint.

 
Andere Interessen wiegen schwerer

Der Gemeinderat Wefensleben hat dem Antrag auf „Zulassung eines obligatorischen Rahmenbetriebsplans für den Tontagebau Wefensleben“ eine Abfuhr erteilt. Wohlwissend jedoch, dass dies im Gesamtvorhaben keinen Unterschied machen wird. So weiß auch Bürgermeisterin Ulla Krolop, dass die Verweigerung der gemeindlichen Zustimmung allenfalls den redensartlichen Tropfen auf den heißen Stein darstelle: „Solche oder ähnliche Beschlüsse hatten wir ja schon mehrfach. Und diese Erfahrung sagt uns, dass unsere Wortmeldungen dabei nicht anerkannt werden. Die Interessen der Gemeinde werden schlichtweg als nachrangig bewertet. Vermutlich bewirkt es auch diesmal nichts, aber wir werden dennoch immer wieder darauf pochen.“

 
Gemeinde will ein Zeichen setzen

Worauf eigentlich? Dazu betont Ulla Krolop: „Es geht nicht grundsätzlich gegen das Ziegelwerk oder das Unternehmen und auch nicht gegen die Tongrubenerweiterung. Was uns in Wefensleben schon so lange stört, ist die Tatsache, dass der mit dem Ziegelwerk verbundene Lkw-Verkehr unsere Ortsstraßen arg in Mitleidenschaft zieht und wir quasi für Wienerbeger mit unseren begrenzten Mitteln die Straßen instandhalten müssen.“ Aus Krolops Sicht sei das ein Ungleichgewicht zulasten der Gemeinde, denn weder habe sie direkte Steuereinnahmen noch gebe es eine Beteiligung am örtlichen Leben, die über gelegentliches Sponsoring hinausgehen würde.

Insofern sei der Ratsbeschluss gegen den Rahmenbetriebsplan (keine Ja-Stimme, zehnmal Nein, eine Enthaltung) eher als „abermals ein Zeichen setzen“ zu verstehen, nicht als Ablehnung des Ansinnens an sich.

 
Vorkommen reicht noch 50 Jahre

Notwendig für Wienerberger wird die Zulassung eines neuen Tagebau-Betriebsplans zum einen, weil der bisherige bis Ende Mai 2022 befristet ist. Zum anderen, weil die beabsichtigte Erweiterung des Abbaufeldes über die Grenzen des bestehenden Bergbauschutzgebiets hinaus geht. Zuständige behördliche Instanz ist das Landesamt für Geologie und Bergwesen.

Expandiert werden soll um gut 20 Hektar. Die Gesamtfläche des Tontagebaus würde sich hernach auf knapp 48 Hektar belaufen. Kalkuliert wird mit einem Abbauzeitraum von etwas mehr als 50 Jahren (6,3 Millionen Kubikmeter Tonvorrat bei einem Jahresverbrauch von zirka 120 000 Kubikmetern). Der daraus resultierende wirtschaftliche Aspekt wird im Landesentwicklungsplan unterstrichen: „Die Lagerstätte versorgt ein umfassend modernisiertes Ziegelwerk und ist als groß einzustufen. Mit den Tonen aus dem Vorkommen wird die Produktion hochwertiger Grobkeramik in Sachsen-Anhalt langfristig gesichert.“ 

 
Völpke und Ummendorf wollen mehr Information

In Völpke und Ummendorf ist noch nicht über die gemeindliche Zustimmung entschieden worden. Beiden Gemeinderäten fehlt es bislang an ausreichend Hintergrundinformation. So hat das Völpker Gremium den Beschluss bereits zweimal vertagt. Bürgermeister Kai Bögelsack: „Im September stand das Thema auf der Tagesordnung. Die Räte waren sich allerdings einig, dass sie vor der Abstimmung genauere Erläuterungen eines fachkundigen Mitarbeiters der Wienerberger GmbH beziehungsweise des Planungsbüros benötigen, damit auch auf Nachfragen eingegangen werden kann.“ Aus demselben Grund sei der Beschluss im Oktober nun erneut aufgeschoben worden.

Ähnlich bewertete das im September der Ummendorfer Gemeinderat: Zu wenig Informationen zum Thema, als Rückstellung bis auf Weiteres.

 
Sommersdorf hat zugestimmt

Die Gemeinde Sommersdorf dagegen hat ihren Beschluss in der Sache bereits gefasst und dem „Antrag auf Zulassung eines obligatorischen Rahmenbetriebsplans für den Tontagebau Wefensleben“ mehrheitliuch die gemeindliche Zustimmugn erteilt (7 Ja-, 1 Nein-Stimme, 3 Enthaltungen).

 

Vorschaubild: Blick in den Tontagebau bei Wefensleben. Die Wienerberger GmbH beabsichtigt, die Grube zu erweitern, um hier für weitere 50 Jahre Rohstoff zu gewinnen.

 

Text und Foto: Hartmut Beyer - Volksstimme

 

 

 

 

 

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