Wefensleber Lyriker erinnert in Hamburg an Wolfgang Borchert

Wefensleben, den 24.06.2021
Zum 100. Geburtstag von Wolgang Borchert fand in Hamburg eine Lesung an einem besonderen Ort statt. Mitgestaltet wurde sie vom Wefensleber Lyriker Johann Voß.

 

Im Rahmen eines großen Literaturfestes „Hamburg liest Borchert“ zum 100. Geburtstages des Dichters und Lyrikers Wolfgang Borchert waren der Warsleber Autor Johann Voß und die Holocaust-Überlebende Esther Béjarano gemeinsam zu Gast einer Gedenkveranstaltung. Dabei trug Esther Béjarano am Grab von Wolfgang Borchert in Hamburg eine seiner Lesebuchgeschichten eindrucksvoll vor. Anschließend schrieb sie ins Gästebuch der Veranstaltung: „Wenn Wolfgang Borchert heute noch bei uns wäre, dann hätte er ganz viel zu tun, um die Parallelen der Nazizeit zurückzuweisen. Ich bin sehr glücklich, dass ich heute dabei sein konnte, um zu zeigen, dass wir noch viel zu tun haben, um ein friedliches menschliches Leben für die Zukunft zu schaffen.“

Lyriker Johann Voß rezitierte Gedichte von Borchert und trug unter anderem die zentrale Szene aus „Draußen vor der Tür“ vor, in der der Kriegsheimkehrer Beckmann seinem ehemaligen Oberst die Verantwortung für die getöteten Soldaten zurückgeben will.

Vom Motto der Grablesung angeregt, schenkten sich die Zuhörer während der Veranstaltung gegenseitig blaue Blumen. Auch das Grab wurde in den Lesepausen geschmückt: mit 26 Kerzen, die an den frühen Tod des Autors erinnerten, und - und natürlich mit einem Kranz aus blauen Blumen. Borchert war im Alter von nur 26 Jahren an den Folgen seiner Einsätze im Zweiten Weltkrieg gestorben. Sein Drama „Draußen vor der Tür“ gilt als eines der ersten, die sich kritisch mit dem Zweiten Weltkrieg auseinandergesetzt haben. Er hat es, so die Überlieferung, zwischen Ende 1946 und Januar 1947 in nur acht Tagen verfasst. Borchert war zwei Tage vor der Uraufführung, die am 21. November 1947 in den Hamburger Kammerspielen stattfand, gestorben.

Wie Johann Voß berichtete, wird der Jungfilmer Jeremy Köck eine Dokumentation von der Veranstaltung auf dem Friedhof erstellen.

Esther Béjarano ist in der Oberen Aller und in Hötensleben keine Unbekannte. Sie unterstützte mit einer Lesung und einem Konzert eine antirassistische Veranstaltung „Bunt statt Braun“, die vom Helmstedter Gymnasium Julianum und der Gemeinde Hötensleben als Reaktion auf die NSU-Morde im Jahr 2014 durchgeführt wurde, so Johann Voß. Esther Béjarano wurde 1924 in Saarlouis geboren. Die Jüdin hat das KZ Auschwitz überlebt und hat sich danach künstlerisch und als Zeitzeugin immer wieder gegen Antisemitismus und gegen das Vergessen der nationalsozialistischen Judenverfolgung engagiert.

 

Der Wefensleber Lyriker Johann Voß und die Auschwitz-Überlebende Esther Béjarano waren bei einer Lesung zum 100. Geburtstag von Wolfgang Borchert in Hamburg mit dabei. Foto: Carola Burggraf

 

Text: Ronny Schoof - Volksstimme

 

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