Abschied vom Viergeschosser

Wefensleben, den 19.02.2016

Seine Bedeutung schwand bis hin zum Leerzug vor zwei Jahren zusehends, jetzt sind die Tage des Wefensleber Schulgebäudes gezählt.

 

Gut 40 Jahre nach der Erbauung als polytechnische Oberschule im DDR-typischen „Erfurt“-Stil wird das nicht unbedingt schöne, aber doch prägende Gebäude wieder aus dem Dorfbild verschwinden. Keine Überraschung, hat die Gemeinde den Abriss mangels Alternativen doch bereits schon vor zwei Jahren angekündigt. Zu aufwendig die Sanierung, zu wenig Zweck für ein solch großes Haus in Sicht.

Nun hat die Verbandsgemeinde Obere Aller den kompletten Abbruch des Schulgebäudes öffentlich ausgeschrieben. „Es sind entsprechende Förderzusagen vom Land gegeben worden“, erklärt dazu Wefenslebens Bürgermeisterin Ulla Krolop. Die bewilligten Fördermittel umfassen demnach 100 000 Euro, den fälligen Eigenanteil über rund 30 000 Euro trage die Verbandsgemeinde, was bedeutet, dass der Haushalt der Gemeinde Wefensleben nicht direkt mit der Maßnahme belastet wird.

„Letztlich ist es auch nur recht und billig, dass diese Kosten nicht auch noch allein auf Wefensleben abgewälzt werden, nachdem uns von der Verbandsgemeinde die Schule geschlossen wurde“, merkt Krolop mit Verweis auf die Schulstandortdebatte der jüngeren Vergangenheit an. Diese war 2012 zu Ungunsten Wefenslebens beendet worden, sodass im Folgejahr auch das Kapitel Grundschule in der Gemeinde geschlossen werden musste.

Das Schulgebäude selbst war da schon längst in Abrissnähe gerückt worden, zumindest zum Teil in Form von Rückbau der zwei oberen Etagen. Es war für die vier verbliebenen Klassen, die zusammen weniger als ein Zehntel der einstigen Schülerschaft zählten, schlicht überdimensioniert. „Eine kommunale Last seit der Sekundarschulschließung im Jahr 2006“, wie es der damalige Bürgermeister Helmut Ebeling 2010 ausdrückte, als es Gespräche darüber gab, das Schulhaus durch Rückbau und Sanierung in ein Haus der Vereine umzuwandeln. Die Grundschule wäre im Rahmen dieser Maßnahme in den Flachbau Heinrich-Heine-Straße (Kita) umgezogen.

Anderweitige schulpolitische Entwicklungen machten diese Pläne allerdings zunichte. Über neue Schulräume im Kitakomplex musste nicht mehr diskutiert werden, als das Standort-Aus beschlossen war. Zugleich erübrigte sich damit das Konzept „Haus der Vereine“ in der Bahnhofstraße und Plan B griff: In der Heinrich-Heine-Straße entstand 2014 das „Haus der Generationen“ mit Gemeindebüro, Vereinsräumen und Bibliothek anstelle von Klassenzimmern.

Für den Haustyp „Erfurt“ bedeutete das nur noch, dass ihm früher oder später die Abrissbirne zu Leibe rückt. Im Frühjahr 2014 wurde das Gebäude leergezogen und zum Abriss freigegeben. Eine zweckdienliche Nutzung war nicht mehr gegeben – erst recht keine, die umfangreiche und kostspielige Rückbau- oder Sanierungsmaßnahmen gerechtfertigt hätte.

Mit der Ausschreibung des Abrissauftrags – die Angebotseröffnung ist für den 6. April festgesetzt – hat nun das sprichwörtlich letzte Stündlein des Schulhauses zu schlagen begonnen. Das Betonareal Bahnhofstraße Nummer 8 in Wefensleben wird zur großen Rasenfläche, so sieht es der geforderte Leistungsumfang vor: „Die Fundamente werden komplett herausgenommen und entsorgt, es erfolgt ein Auffüllen der Baugrube und Herrichten der verbleibenden Flächen mit Rasensaat.“ Perspektivischer Wunsch der Gemeinde sei laut Ulla Krolop dann die Bebauung mit altersgerechten Wohnungen.

Der Beginn der Abrissarbeiten wird in der Ausschreibung mit „viertes Quartal 2016 oder erstes Quartal 2017“ angegeben, die Fertigstellungsfrist dagegen ist konkret auf den 28. Februar 2017 datiert.

 

Foto: Ein Bild aus glücklicheren Tagen, die nun aber endgültig gezählt sind. Der Auftrag zum Komplettabriss des 40 Jahre alten Wefensleber Schulgebäudes ist ausgeschrieben, spätestens im Februar 2017 soll der Betonkomplex demnach eingeebnet sein

 

Text und Foto: Ronny Schoof - Volksstimme

 

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